Mehr Flüchtlinge nach Wandlitz - Anwohner wurden als Erste informiert
Es war eine Blitzaktion. Nachdem die prinzipielle Entscheidung der Kreisverwaltung Barnim gefallen war, wollte Bürgermeisterin Dr. Jana Radant Gerüchten und Fehlinformationen vorbeugen. Kurz entschlossen lud sie per Flugblatt und Briefkastenaktion alle Anwohner aus dem Wandlitzer Wohngebiet links und rechts der Bernauer Chaussee, an der das Übergangswohnheim liegt, am Freitag noch für den Spätnachmittag desselben Tages zu einem Infotreffen ins Heim ein. Mit Erfolg. Denn fast fünfzig Bürgerinnen und Bürger gehörten zu den Schnellentschlossenen, die kamen, zuhörten und viele Fragen stellten.
Von Bürgermeisterin Dr. Radant und der Sozialdezernentin des Landkreises Sylvia Ulonska erfuhren sie, dass sich der Landkreis angesichts der immer weiter steigenden Flüchtlingszahlen entschieden hat, das bisher ungenutzte viergeschossige Unterrichtsgebäude des früheren Oberstufenzentrums ebenfalls zu einem Wohntrakt umzubauen. Notwendige Verwaltungsakte und Umbau würden zwar noch Monate dauern. Doch im Resultat werde sich die Aufnahmekapazität des Heimes auf etwa 160 Personen erhöhen. Die Flüchtlingsunterkunft beherbergt zurzeit knapp hundert Bewohner. Zudem sollen im Erdgeschoss des zu renovierenden Gebäudes mehrere frühere Klassenräume für den Deutschunterricht hergerichtet werden. Auch die Wiedereröffnung der an das Gebäude angeschlossenen ehemaligen Turnhalle sei vorgesehen. Sie könne dann als Begegnungsstätte zwischen den ausländischen Asylsuchenden und Bürgern der Gemeinde für gemeinsame kulturelle und sportliche Aktivitäten genutzt werden. Und noch eine Neuigkeit wurde bekannt gegeben: Der Landkreis werde das Heim nach dem Umbau nicht mehr selbst verwalten, sondern an einen geeigneten freien Träger übergeben. Dazu soll ein öffentliches Bewerberverfahren ausgeschrieben werden.
Die Anwohner reagierten auf die Nachrichten – mit Interesse. Unmut oder Proteste? Fehlanzeige! Mehr als zwei Jahre Erfahrung der Wandlitzer mit den neuen ausländischen Mitbürgern haben Berührungsängste und ursprüngliche Befürchtungen beiseitegeschoben. Weder sei – zum Beispiel – im Ort die Kriminalität gestiegen, noch der Wert der Grundstücke gefallen. Die vielen Fragen der Besucher drehten sich in erster Linie um Fluchtgründe, Herkunftsländer, Aufenthaltsdauer und Perspektiven der Migranten und um den aktuellen Bedarf an Unterstützung und an Spenden. Und während auch Heimleiterin Petra Stabenow und ehrenamtliche Flüchtlingshelfer vom Runden Tisch Willkommen Rede und Antwort standen, hatten andere Unterstützer und Heimbewohner im Hintergrund ihr gemeinsames Werk auf dem Partygrill vollendet. Die Einladung von Frau Dr. Radant zum lockeren Gespräch bei Bratwurst und Hühnchen fand gute Resonanz – bei den Gästen aus der Nachbarschaft und denen, die im Heim ihr vorläufiges Zuhause in der Fremde gefunden haben. „Man sollte so was vielleicht öfter mal machen …“ – war an manchem Tisch auf Deutsch zu hören.
Text und Foto: Peter Hofmann
Dieser Beitrag ist am 25. August 2015 auch in der MOZ erschienen:
http://www.moz.de/heimat/lokalredaktionen/bernau/artikel3/dg/0/1/1416135/