Gelebte Integration

Susanne Glaeser, aktives Mitglied des Runden Tisches und ehrenamtliche Deutschlehrerin, erzählt hier drei Geschichten aus ihrem Alltag mit Wandlitzer Flüchtlingen. Sie zeigen, wie leicht und schön für alle Beteiligten Integration sein kann:


Zu Ostern hatten wir, mein Mann, meine 3 Jungs und ihre Mädels, 5 meiner Schüler zu uns nach Hause eingeladen. Als meine Söhne sie dann Sonntag
morgen im Heim abholen wollten, waren 3 von den fünfen da, 2 nicht, dafür aber 4 andere. Okay, nach kurzer Rücksprache „hey Mama, du musst noch zwei Gedecke mehr auflegen“, sind dann gegen 11 Uhr 7 meiner Schüler bei uns zu Hause eingetrudelt.

Tja, es war Ostersonntag, da ist es bei uns Tradition, dass auch die schon erwachsenen Kinder im Garten Ostereier suchen. Diesmal waren es dann eben 13 junge Leute, die suchend durch den Garten liefen und stolz wie kleine Kinder ihre Ausbeute zusammen legten. Erwähnen sollte ich vielleicht noch, dass es eine echte „multi-kulti“-Zusammensetzung war, auch was die Religionen betraf. 2 Protestanten, eine Katholikin, 4 Atheisten, eine Jüdin, und eben 7 Muslime. Wir haben zusammen gefrühstückt, wobei mir da erst klar wurde, dass das wahrscheinlich das erste Mal überhaupt für unsere Gäste war, dass sie in einem deutschen Haushalt waren und normales deutsches Frühstück kennen gelernt haben.
Das Wetter war ja gut, wir konnten uns dann auch im Garten aufhalten, haben Fotos angeschaut, mit viel Gestik, aber vor allem auf Deutsch und ein wenig Englisch kommuniziert und ich hatte das Gefühl, alle hatten Spaß und auch alle haben von diesem schönen Tag in vielerlei Hinsicht profitiert. Für einen Schüler konnte zum Beispiel ganz unproblematisch die Teilnahme am Judotrainig beim PSV nebenbei organisiert werden und gleich der passende Judoanzug noch dazu.
Zur Gebetszeit wurde ich gefragt, ob ich nicht einen Teppich hätte, okay, da war doch noch der Läufer von Oma und Opa im Keller... Und schwupps hat einer diesen als Gebetsteppich im Wohnzimmer ausgebreitet und -während wir anderen auf der Terrasse waren - im Wohnzimmer in Ruhebeten können. So unkompliziert kann es sein.

Abends haben wir dann den Grill angeworfen und die zahlreichen Jungs sorgten für unser aller leibliches Wohl. Alles in Allem ein super schöner Tag an dem wir uns alle wieder noch ein Stück näher gekommen sind und uns noch besser kennen gelernt haben.






Dieses Foto zeigt meine Schüler bei einem „Außentermin“ unseres Unterrichts. In der ersten Ferienwoche war der Unterrichtsraum im Heim
doppelt belegt, und da sind wir kurz entschlossen in den Wald gegangen und haben ein bisschen „Naturkundeunterricht“ gemacht. Im Anschluss, als der Raum wieder frei war, schrieben wir alle neuen Vokabeln, wie z.B. Zweig, Ast, Specht, Pilz, Laub, Blatt etc. an die Tafel, natürlich mit Artikeln und weil' s so schön war, haben wir das alles dann gleich noch in die Pluralform gesetzt. Lernen zum Anfassen!